Puerto Montt - 5km nach Puelche - Hornopirén - Caleta Gonzalo - El Amarillo - Villa Santa Lucia - La Junta - kurz nach Ventisquero Colgante (Puyuhuapi) - Lago Las Torres - Villa Mañihuales - Coyhaique
1.12. - 11.12.2011
(52 - 57 - 2 - 89 - 56 - 73 - 77 - 70 - 53 - 94 km)
In einem Reisefuehrer wurde die Carreterra Austral als "wildromantische Schotterstrasse" beschrieben, und das passt ganz gut, solange man sich als Radfahrer ncht zu sehr ueber den Schotter aufregt, der einen 3mal langsamer macht, oder ueber das endlos wellige Profil. Den Pazifik bekommt man nie ganz zu Gesicht, es sind vor allem Meerbuchten und Fjorde. Und das Wasser der zahlreichen Fluesse (die direkt von den schneebedecten Bergkappen herunterstuerzen) ist so Tuerkis wie auch eisig kalt. Rechts und links der Strasse wuchert patagonischer Urwald, tiefgruen, mit lianen-bedeckten Baeumen, Straeuchern, Blumen...
Und die Carreterra Austral scheint Massentourismus fuer Radfahrer wie uns zu sein: an einem Tag haben wir mehr Radreisende als waehrend der ganzen restlichen Reise gesehen, vor allem aus Frankreicht, Deutschland und der Schweiz. Die Radfahrer sind auch die Einzigen, die in jedem kleinen Dorf anhalten,einkaufen und uebernachten. So war es in Santa Lucia von Vorteil, am fruehen Nachmitag anzukommen und noch eines der beiden Hostalzimmer zu ergattern.
4 meiner Irrtuemer ueber die Carreterra Austral und das chilenische Patagonien:
1) Es regnet nicht immer. Obwohl es in diesen Landstrichen oft zwei Wochen ununterbrochen schuetten kann, und je weiter westlich (naeher am Pazifik), desto mehr: auf den patagonischen Inseln kommen pro Jahr bis zu 3000mm Niederschlag zusammen (Vergleich: Bonn hat knapp 700mm).
Wir hatten unendliches Glueck und von 10 Tagen nur 2 Tage Nieselregen plus einen Tag mittelstarken Regen (da waren wir den ganzen Tag auf der Faehre nach Caleta Gonzalo).
2) Es ist nicht kalt. Nun gut, es ist Sommer, aber solange keine Wolken und kein Wind zu sehen sind, faehrt es sich mit T-shirt und kurzer Hose am besten Rad. Am ersten Tag nach Puerto Montt lagen wir sogar in der Hitze am Kieselstrand, und auch das Wasser hatte eine Temperatur wie das Schwarze Meer im August.
3) Wir wurden nicht vom Wind weg geweht. Denn der chilenische Teil Patagoniens ist so dicht bewaldet, dass man den Wind kaum spuert. Ganz anders als die argentinische "Pampa", wo der Wind nur so pfeifft.
4) Die Schotterstrasse namens Carreterra Austral ist nicht von guter Qualitaet: der Schotter ist an einigen Stellen, v.a. bis Chaiten richtig lose, mit Sand oder grossen Steinen, sodass man nur schleichend und rumpelnd vorwaerts kommt. Und kein Meter der Carreterra Austral ist flach, es geht immer rauf und runter, meist mit ziemlich steilen Steigungen. Die haben mich die ersten Tage verrueckt gemacht.
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Strandwetter kurz nach Puelche |
Am Strand haben wir unser Zelt gluecklicherweise weit genug vom Wasser aufgeschlagen, sonst haetten wir ueber Nacht nasse Fuesse bekommen: die Flut liess das Meeresniveau ueber 1m steigen. Und es war nicht der offenen Pazifik, den wir hier sahen, sondern eine grosse Bucht, auf deren anderer Seite die grosse Insel Chiloe liegt.
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rauf und runter und wieder rauf... |
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die Plaza in Hornopirén |
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Juan vor dem Fjord in Hornopirén |
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los geht' s: mit der Faehre im Fjord von Hornopirén; im Hintergrund der Vulkan gleichen Namens |
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4 Stunden mit der ersten Faehre, dann 10km zu Land (im Bus), danach zweite Faehre nach Caleta Gonzalo |
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ueber die Bruecke zum Camping des Parque Pumalin (bei Caleta Gonzalo) |
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patagonischer Urwald zu beiden Seiten, mit zwitschernden Voegeln und plaetschernden Baechen |
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am Lago Yelcho, mit der laengsten Haengebruecke der Carreterra Austral |
Ach ja: wenn sich jemand wundern sollte, ob die Carreterra Austral etwas mit einem bestimmten Kontinent zu tun hat - Ja. Denn "austral" heisst "suedlich", und das macht Sinn in beiden Faellen.
Kurz nach Lago Yelcho, vor Villa Santa Lucia, hatten wir eine der 3 groesseren Anstiege der Schotterstrasse zu meistern, mit 600 Hoehenmetern und keiner leichten Steigung. Das schlimmste daran aber waren die Bremsen, die einen zu viert verfolgten und am Berg piesackten. Dauernd das Gesumm um sich zu hoeren, und verzweifelt ersuchen, jede einzelne tot zu schlagen, waehrend man schweisstriefend den gewundenen Weg hoch strampelt, und hoffen, dass niocht auch noch ein Auto kommt - wir waren heilfroh, oben nach der Cuesta Moraga anzukommen.
Leider wuerden uns die Bremsen auch den Rest des Weges nicht in Ruhe lassen, zum Biespiel beim Campen am Lago Las Torres. Da fragt man sich, was man lieber hat: tausende Muecken am Abend (bei El Amarillo) oder angiffslustige Bremsen in der Tageshitze.
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der Gletscher Yelcho |
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Strassensperre durch Kuehe, die sich schuetzend vor ihre Kaelber stellen |
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tuerkise Wasser, direkt von den Bergen... |
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zwei Radtage mit Raoul aus Frankreich |
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Reserva Nacional Lago Las Torres (nach den turm-artigen Berggipfeln dahinter benannt) |
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aus allem versucht man Geld zu machen, hier am Lago Las Torres |
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dieses Lippenbluetengewaechs fuellt ganze Landschaften, mit rosa, lila,gelb und weiss bluehenden Blumen |
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kurz vor Coyhaique |
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Ruta 7, wie die Carreterra Austral heisst, ist teilweise asphaltiert |
In Villa Mañihuales war Pausetag angesagt, die Beine beschwerten sich schon bei jeder Steigung. Und so konnten wir dort den stolzen Chilenen zu Pferde beim Rodeo zusehen.

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Rodeo in Villa Mañihuales
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mmmhhh...eiskalter "Mote con huesillo" im "Papagonia Mobil" (ein zum Schnellimbiss umgewandelter Bus) in Coyhaique |
Coyhaique ist die groesste Stadt auf der Carreterra Austral, auf einem Plateau vor einem riesigern Basaltmassiv gelegen - und die Stadt, wo es fast nie regnet. Gerade sind es an die 30 Grad, blauer himmel und Weihnachtsmusik auf der Plaza - wer kommt da nicht in Weihnachtsstimmung;)?
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Umweltbewusstsein: null...mit zig tausend Plastiktueten verlaesst man in Chile den Supermarkt |
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eine Araucarie |
Die Araucarie sieht aus wie ein geschuppter Weihnachtsbaum, mit den "Blaettern" so aehnlich wie Kakteen. Sie ist zwar in der "Araucania", einer Region weiter noerdlich in Chile und Argentinien heimisch, wird aber oft als Zierbaum gepflanzt (auch auf dem Heiderhof neben den Tennisplaetzen;)).
Uebrigens wurde die Region der Araucania nach ihren kriegerischen Ureinwohnern, den Mapuche benannt (auf Quechua, der Sprqche der Inkas, heissen die Mapuche "Araucanos".
Von Coyhaique aus fahren wir nun weiter gen Sueden, mit der Faehre ueber den grossen See "Lago General Carrera" bis Chile Chico und ueberqueren dort dann die argentinische Grenze.
Byebye, Carreterra Austral, unser naechstes Ziel heisst nun ATLANTIK. Von Ozean zu Ozean in weniger als 500km und mit bis zu 50km/h Rueckenwind (wie uns die Wetterorhersage fuer die argentinische Pampa vorhersagt), wo hat man das schon so schnell?!? |